Buchvorstellung: Mit dem Wind von Triest nach Venedig

Autor: Martin Martschnig am 16.07.2024

Buchvorstellung: Mit dem Wind von Triest nach Venedig
HERRN SALOMONS ODYSSEE MIT KOMBÜSENGEFLÜSTER

Nach mehreren, erfreulich unterhaltsamen Buchlängen in Venedig und Triest, wagt sich Wolfgang Salomon auf die hohe See, macht den Salomon zum Odysseus und lässt sich auf seiner persönlichen Jungfernsegelpartie über die Schulter blicken. Wie Homer zu berichten wusste, übernahm dereinst Odysseus von seinem Vater die Herrschaft über Ithaka und hatte mit seiner Gemahlin, der spartanischen Königstochter Penelope einen Sohn namens Telemachos …

Nun, Wolfgang Salomon übernimmt lieber die Herrschaft in der Küche, erobert leidenschaftlich Märkte und Feinkostläden und bewegt sich – zumeist mit selbst zusammengestellter Playlist im Ohr – geschmeidig wie eine Katze durch sein Italien.



„Mann“ muss sich hie und da einen Traum erfüllen (nein, das hat nix mit der Midlife crises zu tun – sag ich mal so …) und so begibt er sich auf die Segelyacht Luigi, um von Muggia aus dem Golfo di Trieste bis hin nach Chioggia seine Ehre zu erweisen. Für die sicheren Überfahrten garantiert sein Namensvetter und erfahrener Kapitän Wolfgang Siebenhandl, für die passenden Mahlzeiten war er selbst zuständig.

Eine Yacht dieser Größe bietet zwar jede Menge Komfort, die Küche hingegen nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten. Die (Platz)Not zur Tugend machend, entwirft er einen Speiseplan, der von ein paar vorbereiteten und vielen frischen, unterwegs erstandenen Zutaten lebt. Man könnte dieses Buch also getrost als das erste salomonische Segelkochbuch bezeichnen!

Aber nicht nur. Zusätzlich zur Zutatenliste liefert er die schon erwähnten Playlists für alle Lebens-, Meeres- bis Hafenlagen. Für die Stunden abseits des Küchendiensts auf der „Luigi“ versorgt er uns mit Buchvorschlägen, ein wahres Wunderwuzzigesamtpaket für Italienhungrige.



Mit im Gepäck seine Liebe zu Pier Paolo Pasolini, dessen Heimat im Friaul er einen Besuch abstattet. Passt auch besser zum ihm als Rilke, den er bei Duino einen Gruß von der See aus zuwerfen könnte. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, bricht in diesem Buch hie und da der Romantiker in ihm durch. Auf so mancher Seite flechtet er wahre Wortsträuße an Landschaftsbeschreibungen – der Wellen Inspiration?

Keine Angst, er bleibt nie zu lange an Bord, womit das Buch auch für Leute mit Seekrankheit geeignet ist. Seine Landausflüge in Muggia, Triest, Grado, Venedig oder auch Chioggia dienen der Lebensmittelbeschaffung, Gesprächen mit Einheimischen und literarischen Weggefährten, sowie der Stillung seiner offen zur Schau getragenen Caffè- und Gelatosucht. Unbekümmert wird der Aperitivo entlang des gesamten Küstenverlaufs zelebriert - allesamt mit Blick auf die Gelassenheit der entschleunigten, inneren Uhr von Kapitän, „Kochjunge“ und Gästen an Bord.

Den sympathischen Autor seit Jahren kennend und schätzend, komme ich nicht umhin festzustellen, dass er vom Bibliothekar des Abseitigen seiner Venedigbücher immer mehr zum Chronisten seiner Lebensliebe wird. Das Segelsetzen bewirkte so manch philosophischen Wellengang beim Fotografen, Koch, Kuriostitätensucher und Menschenerzähler Wolfgang Salomon.



Fazit: Kein Buch über Ansichten, vielmehr ein Buch über Aussichten & Blickwinkel!
Wie schon zuletzt in angenehm ruhig durchdachten Layout mit gekonnter Kapitelaufteilung gesetzt, scheint es als Mitnehmbuch für die nächste Reise nach Italien konzipiert.

 


Wolfgang Salomon
Mit dem Wein VON TRIEST NACH VENEDIG
Styria Verlag, Erschienen im Mai 2024

Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder
online beim Verlag unter: 
Mit dem Wind ...

 

Fotoquelle/Fotorechte:
Wolfgang Salomon

Stichwort:
Kochbuch Reiseführer, Reiselektüre & Lokalführer
Kategorien:
Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

mipiace.at

Mipiace.at Christoph Cecerle

mipiace.at

Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.