Kochen wie in Neapel

Autor: Martin Martschnig am 29.11.2019

Kochen wie in Neapel - Dario & Manuela Santangelo
LEBENSGEFÜHL UND ESSKULTUR EINER STADT

 

Ich habe den Untertitel des Buches bewußt zum Titel des Blogbeitrages gemacht, weil er das wunderbar ausufernde Wesen des Buches auf den Punkt bringt. Oder sollte man besser sagen, den Leser an den Golf von Neapel? Dario & Manuela Santangelo sind ein seltener Glücksfall gemeinsam schreibender Autoren.

Kein leichtes Unterfangen, zumal sie weder an Tisch noch Bett getrennt sind. Wobei wir uns hier ganz dem Tischbereich widmen wollen und uns gerne an das Autorenduo Fruttero & Lucentini zurückerinnern, dass uns in den 1980er - 1990er-Jahren mit zahlreichen, fintenreich geschriebenen Krimis literarisch mit Italianità erstversorgt hat.

Glücksfall, da Dario Santangelo ein gelernter Fotograf ist und so den Bilderwelten des Buches seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken kann. Will heißen: in diesem Buch stammt alles aus der Hand der Autoren - 360 gradi, wie es die Italiener zu nennen pflegen.



Die gekonnt inszenierte Foodfotografie wechselt sich mit unprätentiöser Streetphotography seiner Heimatstadt ab. Dadurch entstehen bildhaft innige Momente, die der Stadt mit Vesuvblick seelenvoll begegnen. Für mich ist und bleibt Neapel ein Beispiel des "Italien für Fortgeschrittene". Ein Stück ungeschmücktes, mal romantisch angehauchtes, mal wütend lebendes Italien. So präsentiert sich auch die Küche. Mal schnell mit frischer Grundzutat zubereitet, mal stundenlang blubbernd vor sich hinköchelnd.

Dankenswerter nehmen sich die Autoren auf den ersten Seiten für die Geschichte der Küche Neapels ausgiebig Zeit - plaudern unterhaltsam informativ, Anekdoten und Legenden aus dem Wissenköcher ziehend. Und teils grenzgeniale Reduzierungen auf das Wesentliche festschreibend, wenn es z.B. um traditionelle Zutaten und Küchengeräte geht, die in anderen Küchen schon längst Opfer der Moderen geworden sind: "So ist die Tradtion! Und in Neapel, wo Vorschriften oft zweifelhaft sind, gilt die Tradtion als GESETZ."

Ein zweites und letztes Zitat sei mir noch erlaubt: "Jede Mahlzeit, zuhause oder unterwegs, soll nicht in Einsamkeit genossen werden. Alleine zu essen ist traurig und verbittert die Speisen. Gäste sind immer willkommen und jeder sucht sich einen Tischgenossen für die Mittagspause ..."



Dann geht es aber ab in die Alchemie der Neapolitanischen Küche. Kochgerät, saisonale Zutaten und die allgegenwärtige Pasta in all ihren Macharten werden vor den Vorhang geholt. Teige für Brot, Pizza, Pasta und das kleine Dolce Vita danach sorgsam erklärt und ihrer Bestimmung von Antipasti über Primo bis Secondo zugeführt. Die Rezepte sich gut durchdacht formuliert und damit einwandfrei nachkochbar (ein Manko vieler Kochbücher bzw. vieler Köche, die der Erklärung zu wenig Bedeutung zubilligen).

Ein Kochbuch, das der Reise im Kopf ordentlich "Futter" gibt. Man wird nach der Lektüre nicht umhinkommen, das eine oder andere Gericht in seinen Küchenalltag aufnehmen oder für die Festtage seinen Lieben tellerweise präsentieren zu wollen. Wer in Wien und Umgebung zu Hause ist, der könnte die beiden sogar "live" am Kochlöffel erleben, geben sie doch regelmäßig Kochkurse für Südtialienhungrige. Diese Kurse (vor allem jene die an Sonntagen aberaumt sind) können schon auch einmal fünf Stunden dauern, hudeln ist in Neapel nicht so angesagt, schon gar nicht bei Tisch ...




Zu den Autoren:
Dario Santangelo, in Neapel geboren, lebt seit 27 Jahren in Wien. Von Beruf Graphik-Designer und Fotograf, arbeitet er als Art-Director. Als profunder Kenner der traditionellen italienischen Küche sowie der neuesten Trends kreiert er Rezepte, die von beiden Welten beeinflusst sind. Er kultiviert mit Leidenschaft das Wissen über Nahrungsmittel, ihre Geschichte und die damit verbundenen Kochtechniken. Mit seiner Frau schreibt er Kochbücher, hält Kochkurse und veranstaltet Kochevents.

Manuela Santangelo, aufgewachsen im niederösterreichischen Mostviertel, hat einige Jahre in Italien gelebt. Neben ihrem Beruf als Grafik-Designerin ist sie leidenschaftliche Zuckerbäckerin. Sie kennt und liebt die süditalienische und mediterrane sowie die österreichische Mehlspeisenkultur. Gemeinsam mit ihrem Mann Dario kultiviert sie die Liebe zu gutem Essen, Gastrosophie und die Freude auf Reisen kulinarische Traditionen sowie neue Trends zu entdecken.

Kaufbar bei:
im gut sortierten Buchhandel oder online unter
Kochen wie in Neapel: Lebensgefühl und Esskultur einer Stadt - nominiert für den Gourmand World Cookbook Award 2019





Fotoquellen / -rechte:
Dario Santangelo
Diego Santangelo

Kategorien:
Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.