Venedig und die Lagune - für Fortgeschrittene

Autor: Martin Martschnig am 31.10.2019

Buchtipp: Venedig und die Lagune
SPAZIERGANGHAFTE QUERVERWEISE



Jetzt hat er es schon wieder getan. Man könnte fast sagen "er kann es einfach nicht lassen". Aber wo die Liebe hinfällt, da wächst halt nicht immer Rosmarin - oder so ähnlich. Andererseits soll man jemanden nicht stoppen, der so in seiner Leidenschaft aufgeht, traumwandlerisch im Begehren nach mehr wohl auch ein wenig sich selbst sucht und findet.

Ende der Rätselrally. Der Wolfgang Salomon war wieder in Venedig (oder sollte man sagen, zwischendurch ist er in Wien?) und hat sich nochmals umgesehen, gelauscht, geplaudert, verkostet und erahnt. Nach seinen Bestsellern "Venedig abseits der Pfade" und "Blaues Venedig - Venezia Blu" zäumt er das Pferd diesmal um einiges komplexer auf. 



In meiner Kritik zu "Blaues Venedig ..." verglich ich den Stil des Buches mit dem längst aus der Mode gekommenen Genre des Konzeptalbums inzwischen zur Musikgeschichte gewordener Pop- und Rockbands der 1970er und 1980er. Nun aber wagt er den Spagat zwischen Reiseschriftstellerei und Reiseführer mit Kochkenntnissen. Und das in einem gut gelungenen, mir sehr aufwendig erscheinenden, aber vor allem durchdachtem Layout.

Dieses ermöglicht das Verweben von Querverweisen und macht das Buch zur Reiseliteratur für Hinter-den-Vorhang-Schauer. Dabei kommt ihm zu Gute, dass er ein Gespür fürs Aufstöbern von Geschichten hat, als Wirt gelernt hat zuzuhören. Nur sind es in Venedig nicht seine Kunden - wie in seiner Osteria, der Spezerei in Wien - sondern die Einheimischen, die ihn mit Anekdoten füttern und damit hungrig aufs Geschichtenstöbern machen, die ihn zwangsläufig zum Quellenfinden treiben.



Mal zitiert er aus der Chronik der Stadt, mal wird er zum Chroniker der Stadt. Als Mitspieler aus der Geschichte der Lagunenstadt finden sich Beichtväter, Filmemacher, Musiker, Köche, Vampire und allerlei zwielichtig Erleuchtete. Wieder mit von der Partie ist seine Kamera, die bei ihm mehr Gedankestütze als verlängerter Arm scheint. So mancher Gedankengang äußert sich in der Belichtung, im Motiv der Geschichte und nicht der Schönheit verpflichtet.

Er unterteilt das Buch in Spaziergänge, die man häppchenweise wie Cicchetti in einem Bacaro zu sich nehmen, absolvieren könnte. Man sollte sich aber viel Zeit nehmen und bereit für Nebengeräusche und Einblicke sein. Um so Venedig von einer anderen, menschlichen und manchmal abgründig schönen Seite kennenzulernen.



Fazit: Für mich das bisher kompletteste, in seiner Idee gefestigste und wohl auf aufwendig recherchierteste Buch von Wolfgang Salomon. Hut ab - complimenti!


Wolfgang Salomon
VENEDIG UND DIE LAGUNE
Styria Verlag


Kaufbar bei:

Im gut sortierten Fachhandel oder in der Spezerei, seiner gemeinsam mit sein seinem Bruder betriebenen Osteria mitten in 1020 Wien - Widmung und Gschichterln inklusive ...
oder online unter Venedig und die Lagune für Fortgeschrittene 


Fotoquelle/rechte:
Wolfgang Salomon

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Bustine di bacco

Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.