Bustine di Bacco - 100 Jahre Negroni

Autor: Roland Graf alias Bustine di bacco am 20.03.2019

Bustine di Bacco - Herrn Grafs italienische Trinknotizen
FOLGE 9 - DER ROTE COCKTAIL DES CONTE – 100 JAHRE NEGRONI



„Ein Mann kommt in eine Bar….“ Mit diesem Satz beginnen nicht nur schale Witze, sondern auch Legendäres in Cocktail-Schalen. Das zeigt die Geschichte des „Negroni“, des weltweit wohl bekanntesten italienischen Cocktails. Luca Picchi kommt als Autor des Buches „Sulle tracce del conte. La vera storia del cocktail Negroni” (Casa editrice Plan) das Verdienst zu, den Grafen Negroni den Nebeln der Geschichte entrissen zu haben.

Eine Carta d’identitá von 1929, mit Stempelmarke samt Rutenbündel der Faschisten versehen, hat die Existenz des Conte bewiesen. Er kam also in die Bar, das Caffé Casoni in Florenz, und revolutionierte die Aperitif-Kultur. Denn er wollte seinen „Americano“ statt mit Soda eben mit Gin serviert bekommen. Vermutlich war es noch nicht die später ikonisch gewordene Mischung aus jeweils gleichen Teilen Wermut, Campari und Gin, sondern nur ein paar Spritzer, die dem auch als „Milano-Torino“ bekannten Duo Campari und Martini Rosso neue Kraft verliehen.



Unsicher wie die genaue Mischung dieser Aperitivo-Geburtsstunde bleibt auch ihre Datierung. 1919 oder 1920 soll es jedenfalls gewesen sein. Doch Campari schafft Fakten und begeht den 100. Geburtstags des Drinks eben dieses Jahr. „N 100“ heißen die Feierlichkeiten intern und offenbar muss man auch wieder an die Geschichte des Cocktail-Klassikers erinnern. Schlägt man die Februar Ausgabe der „La Cucina Italiana“ auf, wird da nämlich glatt eine Negroni-Variante ohne Campari serviert. „Geht gar nicht!“, würde man weiter nördlich in Germania sagen, denn als eine der wenigen Cocktail-Rezepturen schreibt die „International Bartenders Association” (IBA) hier sogar die Marke des Bitterlikörs fest:


Negroni 

REZEPT

Ein Teil (3 cl) Campari

Ein Teil (3 cl) Roter Wermut 

Ein Teil (3 cl) Gin

GLAS Tumbler (im Gefrierfach vorgekühlt)

GARNITUR Halbe Orangen-Scheibe

ZUBEREITUNG 

Campari mit Vermouth und Gin im Rührglas auf Eis 30 Sekunden kalt rühren. Eiswürfel ins Glas geben und Drink darauf abseihen. Mit der Orange garnieren (kommt in den Tumbler; am besten zwischen Eis und Glaswand)!



Bei der Zubereitung – die IBA baut den Drink gleich im Glas, das ist für die Heimbar aber etwas schwieriger – gibt es Varianten. So zitieren Bartender auch gerne mit einer zweiten Zitrusfrucht, der Zitronen-Zeste, den Ursprung im „Americano“. Die Orange soll Bartender Fosco Scarselli in Florenz verwendet haben, um den Drink des Conte Negroni vom Original zu unterscheiden. Doch am Campari gibt es kein Rütteln!

 

Das unterstreicht aktuell auch der Film „Entering Red“ mit dem kubanischen Hollywood-Star Ana de Armas: Nach Keanu Reeves (in „Knock, knock“) oder Harrison Ford („Blade Runner 2049“) stand diesmal der Italiener Lorenzo Richelmy an ihrer Seite. Er hinterlässt ihr in einem Club einen Ring mit drei Steinen – sie symbolisieren Gin, Wermut und Campari als Zutaten des Negroni – und löst so eine Suche im nächtlichen Mailand aus. Den Dom entlang, durch die Galleria und letztlich in den Hauptbahnhof führt Anas Weg. „Es sollte ein zeitgenössisches Märchen werden“, meint Matteo Garrone zu der traumhaften Szenerie in Rot. „Zehn Tage dauerten die Dreharbeiten“, so der Regisseur von Italiens Oscar-Beitrag 2019 („Dogman“) und dem beklemmenden Camorra-Porträt „Gomorrha“, über seinen Kurzfilm zum Negroni-Geburtstag.

 Gefeiert wurde die Premiere neben dem in zwei Mailänder Original-Locations: der roten Straßenbahn der fiktiven Linien „N 100“ und dem „Club 55“. Hier mixten dann sechs internationale Bartender – aus Buenos Aires, München, New York oder Manchester – ihre Version des „Negroni“. Und in diesem Fall gab Herr Graf 100 Jahre später gerne den „Conte“.

 

Wo bekomme ich den?
Als echter Italo-Klassiker ist der „Bitter Campari“ praktisch in allen Supermärkten vorrätig. Interspar führt ihn z .B. um € 16,90 (Liter-Flasche). Cin cin!

 

 

 

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Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.