Polenta oder Pasta, das ist hier die Frage ...

Autor: Martin Martschnig & Ghostkoster mit Italien im Blut am 8.01.2019

Pasta von L`Antica Madia: Riccioli glutenfrei
POLENTA ODER PASTA, DAS IST HIER DIE FRAGE ...



Bei meinem letzten Besuch bei Buongustaio in 1010 Wien wurde mir von einer neuen Pasta im Sortiment erzählt, die ich einmal probieren könnte. Die Formulierung von der Dame des Hauses war bewußt vorsichtig gewählt, weil sie ob meiner Reserviertheit in Sachen glutenfreie Pasta nur zu gut Bescheid weiß.

Aber wir haben ja ein neues Jahr, ich & mein Körper werden älter und anfälliger. Ja, es zwickt auch mich hie und da im oberen Magenbereich, vorzugsweise beim Genuss von nicht adäquaten Weizenmehl, histaminstrotzenden Glasinhalten, übertrieben viel Zucker in sich tragenden Verführungen und so manch' anderen - mir leider schmeckenden - Genussmitteln.

Kurz zum Produzenten
Die L`Antica Madia wurde im Jahr 2000 von pastanarrischen Piemontesen in Diana d`Alba gegründet. Ein Ort bzw. eine Gegend wo wir gerne ob Nebbiolo & Trüffel überschwenglich werden, dazu passt die Pasta geradezu königlich. Was nicht wundern darf, waren doch in dieser Gegend italienische Könige ... - doch zurück zur L`Antica Madia. Eierteigware höchster Güte war und ist das Ziel dieses sympatischen Familienbetriebs. Wenige, hochwertige Zutaten und die Freude am Experiment mit absoluter Traditionsware, wie z.B. der hier am Teller vorliegenden glutenfreien Pastavariante. Man hat sich für Maismehl entschieden, um so selbst empfindlichen Verdauungstrakten italienisch anmutenden Genuss zu ermöglichen.
 


Ab in den Topf damit und eine kräftige und gelbtönige Eintrübung des Kochwassers läßt nicht lange auf sich warten. Apropos warten: ebenso auffällig und ungewohnt die sehr kurze Kochzeit, der Produzent empfiehlt gerade einmal 5- 6 Minuten! Abgetropft habe ich mir die Pasta in zwei Varianten gabelweise vorgenommen. Einmal nur mit ein wenig Olivenöl und Parmesan, ein zweites Mal mit einer einfachen Tomatensauce.

Meine zweigetellerte Meinung: Die Sauce tut gut. Man muss auch ein wenig nachschärfen, da das Maismehl eine ganz leichte süße Note mit sich bringt. Pasta al dente wird eher schwierig - mehr dazu vom Zweitverkoster (siehe unten). Für mich als großen Polentafan ein gangbarer Weg, der aber nicht das Zeug zur kurvenreichen Panoramastraße mit Meerblick hat. Bei Kindern vermutlich sehr beliebt (meine Tochter liebt ja diese Maisstangerln ...), also den Versuch durchaus wert.



Die zweite Meinung eines Ghostverkosters
Oft macht es Sinn, eine derart streibare Ware einem zweiten Verkoster zu geben. Gesagt, getan. Ein lieber Freund mit anteilig italienischem Blut in den Adern und somit genbasiertem Pastawissen am Gaumen ward' engagiert, ecco sein Statement:

"Kochzeit: Die Grenze zwischen al dente und stracotta (vulgo al ponte) ist sehr schmal. Wer die typische Bissfestigkeit einer klassischen Pasta haben möchte, sollte beim Kochen sehr genau auf den richtigen Zeitpunkt achten. Ähnlich einer Vollkornpasta. Interessant ist, dass die Pasta, wenn sie ein wenig zu weich geworden ist - für den Durschnittsösterreicher also genau richtig - besser schmeckt. Italiener hätten mit dieser Variante möglicherweise weniger Freude. Wir haben die erste Portion al dente gemacht und  dann beim Essen das Gefühl gehabt, dass die Fusilli im Mund zerbröseln. Die zweite Variante haben wir vorsichstshalber länger im Wasser gelassen. Rein von der Konsistenz her hat das Kindheitserinnerungen geweckt. Eine Pasta wie damals. Fazit: Darf ich es mir aussuchen, greife ich lieber auf Pasta der gehobenen Klasse zurück. Ob industriell oder in der Manufaktur hergestellt, das ist dann eine weitere Frage."

Fazit und Ratschlag zweier Verkoster: selbst testen, schmecken, fühlen & Meinung bilden ist angesagt. Die Pasta kann man guten Gewissens als interessante Glutenfreivariante propagieren. Dem Baucherl hat sie gut getan ...


Kaufbar bei:
BUONGUSTAIO
Singerstraße 13
1010 Wien
Kategorien:
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Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.