Anna Matscher - Schnittlauch statt Petersilie

Autor: Martin Martschnig am 6.06.2018

Kochbuchvorstellung: Anna Matscher 
VON HANDMENSCHEN & LÖWEN



Das Kochbuch der Südtiroler Sterneköchin Anna Matscher ist zwar keine Buchneuheit (erschien bereits im Herbst 2017), wurde von mir aber in Sachen Rezension terminlich bewußt an den Jahreszeitenwechsel Frühling/Sommer verschoben.

Die Rezepte stimmten mich beim ersten Lesen derart frühlingshaft bis sommergefühleinflösend, ich konnte daher keine Kritik zur Vorweihnachtszeit bringen. Zudem ist dieses Kochbuch mehr als das, es ist eine Kochbuchbiografie! Gabriele Crepaz interviewte und speiste mit Anna Matscher mehrmals, woraus sich ein paar ganz wunderbare Seiten biografischen Zuschnitts ergaben.

Mein Tipp: Blättern Sie bitte zuerst auf Seite 197 und genießen Sie die knapp 20 Seiten Lebenslauf, bei dem so einiges läuft und dies scheinbar ohne Hast oder Ruhe. Martin Kerres vom Weingut Valdonica in der Maremma würde sagen: "wichtig ist der Flow ..." Vertrauen Sie mir, Sie werden die Rezepte danach ganz anders lesen, erschmecken und nachkochen.



Beinahe schon genial die Aussage der Autorin über die erste Sterneköchin Südtirols: "Das ist Anna für mich: ein Handmensch". Fußt darauf, daß Anna Matscher ihr Leben immer selbst in die Hand genommen hat, "Hauptsache es gibt etwas zum Kneten" - und das wortwörtlich!

So strebte sie zuerst die Ausbildung in einer Konditorei an (was die Mutter nicht goutierte), also kam Sie auf Umwegen zur Massage und damit von Südtirol nach Wien, wo Sie bei Willi Dungl die Massageausbildung absolvierte und mit dessen ganzheitlicher Gesundheitspflege in Berührung kam. Finanziert hat sie sich die Ausbildung mit der Haushaltsführung inklusive der Zubereitung der Mahlzeiten bei einer Artzfamiie.



Womit sich der Weg langsam herauskristallisierte und sie nach der Rückkehr in die Heimat dem Bauchgefühl folgend ins Gastgewerbe einstieg. Der Rest ist die Geschichte einer Köchin mit Hang zu frischer Zutat, die sie mit einer Brise Bodenständigkeit zu einem gourmettauglichen Ganzen formt und seit Jahrzehnten auf den Teller bringt.

Die Rezeptsammlung vor jener eingangs erwähnten Seite 197 erzählt diese Geschichte anschaulich. In der Produktauswahl und einer gewissen Vorliebe für ein Getier spiegelt sich eine weitere Anekdote aus dem "Lebenslauf" - sie war nicht immer schon Fischesserin, so viel sei verraten.



Zutatenzusammenstellung und Kochanleitung sind übersichtlich, dennoch eher für engagierte HobbyköchInnen zu empfehlen, die aber sehr viel kulinarischen Spaß damit haben werden. Die Gliederung der Rezepte folgt den Jahreszeiten. Fast logisch, wenn jemand in seiner Küche derart auf die Saisonalität achtet ("Im Winter gibt es keine Tomaten." Höchstens getrocknet.).

Insgesamt eine sehr leicht anmutende Küche, die mir wie gemacht für Frühling und Sommer scheint. Man denke an den Brennesselflan mit jungem Gemüse und Pecorino-Fonduta, die Sardinentarte mit Peperoni-Tomaten-Creme, ihre herrlich gefüllten Teigwaren, für die es auch schon einmal frühherbstlich sein darf (Cannelloni mit Bio-Gänseleber und gebratenen Steinpilzen).

Fazit: Eine kulinarische Reise ins Südtirol mit zutatenmäßigen Wechselspiel alpinen An- und mediterranem Ausklangs.

Wichtig: Sollten Sie bei Anna Matscher im Restaurant "Zum Löwen" vorbeischauen, bitte niemals die Knödel mit dem Messer schneiden ...
 

Anna Matscher
Schnittlauch statt Petersilie
Folio Verlag
Erschienen am 10.10.2017


Kaufbar bei:
Im gut sortierten Fachhandel oder am besten
in meinem Lieblingskochbuchladen in Wien:

Babette`s

1010 Wien, Am Hof 13
1040 Wien, Schleifmühlgasse 17
Telefon: 01/585 51 65
Selbstverständlich mit Webshop, in diesem Fall:
Anna Matscher - Schnittlauch statt Petersilie



Fotonachweis:

Michael Schinharl

 

 

 

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Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.