Shootout im Mürztal - Alfa Romeo ...

Autor: Christoph Cecerle für mipiace am 6.11.2017

Christoph Cecerle und das Shootout im Mürztal
ALFA ROMEO STELVIO VERSUS ALFA ROMEO GIULIA

Manchmal ereilt einen ein Ruf, dem man einfach nicht widerstehen kann. Nämlich dann, wenn der Absender Scuderia Alfa Romeo heißt. Da ist es dann auch egal, wenn Marcus Wadsak statt italienischem Sonnenschein eine üble Mischung aus englischem Dauerregen und Novembertemperaturen ankündigt und an diesem Sonntag um 7 Uhr Tagwache ist. Alles wird überstrahlt von der Vorfreude auf den Sound von Benzinmotoren und die Legende der Traditionsmarke aus Mailand.



Mein Weg führt mich in die Obersteiermark, an den Red Bull Ring, immer stärker pochendes Herz einer ganzen Region, die von Didi Mateschitz wieder zu Leben erweckt wurde. Mein Fokus ist aber auf meinen Slot um 09:50 gerichtet.

Check In
Italiener zu sein heißt, vor allem auf seine Familie zu achten. Und genau so eine Familie ist die Scuderia Alfa Romeo. Auch wenn man sich nicht kennt, so ist man doch Teil einer solchen, aneinandergekettet in der Liebe zum italienischen Automobil. Männer und Frauen, die sich morgens Benzin hinter das Ohr tupfen, hart gemacht durch die gemeinsam erlittenen Schmachen der 80er und 90er Jahre, erprobt im süßen Masochismus des Dolcefarniente der dunklen Jahre, der Rostdramen und durchgebrannten Kolben. Wiederauferstanden durch die Cleverness eines Macchiavellis der Neuzeit, dessen Name auch für die Regie eines Western taugen würde, nämlich Sergio Marchionne.



Sergios erstes wirkliches Meisterstück nach rund 10jährigen Aufräumungsarbeiten war 2015 das Erscheinen der Giulia, eine gelungene Neuinterpretation der klassischen Alfa Romeo Giulia, in der ich Mitte der 70er Jahre meine automobile Sozialisierung erleben durfte. Zwei Jahre später wurde auf Basis der Giulia der Alfa Romeo Stelvio präsentiert, die alpine Idee sportlichen Fahrens, der Italiener mit Skiern und Gummistiefeln.

Diese beiden Modelle bilden die Speerspitze der globalen automobilen Invasion Sergios Truppe und gleichzeitig meine Beschäftigung für diesen Sonntag in Zeltweg. Vorher genießen wir aber noch die italienische Gastfreundschaft, Espresso und Brötchen. Man geht gestärkt ins obligatorische Drivers Briefing, welches vor allem der Disziplinierung dient, auf dem Red Bull Ring nicht Leib und Leben zu riskieren.

Pitlane
Alfa Romeo hat uns Hobby-Racern das Beste aus zwei Welten als Sonntagsgabe vorbereitet: Die Alfa Romeo Giulia in den Varianten 200PS und 280PS Benzin, sowie den Alfa Romeo Stelvio in den Variationen 210PS Diesel und 280PS Benzin, bunt abgemischt mit automatischem Getriebe oder Handschaltung, Allrad oder klassischem Heckantrieb. Alles was das Herz begehrt, alles was dem Alfisti lieb und teuer ist.



Die von mir persönlich gefahrenen Modelle waren dann die Alfa Romeo Giulia Veloce 2.0 280PS ATX AWD, also Allrad und 8-Stufen Automatik kombiniert mit dem 2 Liter Turbo, sowie der Alfa Romeo Stelvio Super 2.0 280PS ATX AWD, gleicher Motor, gleiches Getriebe, gleicher Antrieb. Einfach perfekt für einen Konzeptvergleich auf der gleichen Plattform, aber unterschiedlicher Ausprägung. Für Dieselliebhaber und Rationalisten verweise ich gerne auf meinen Alfa Romeo Test mit dem 180PS Dieselmotor in Schrift und Bewegtbild!



Pragmatismus hat zwar mit Alfa Romeo wenig zu tun, muss aber in Zeiten angespannter Budgetlagen beachtet werden. Machen wir es kurz und schmerzlos: Eine Giulia im genannten Trim kommt auf rund 53.000 Euro ohne Extras und Packages, der Stelvio reiht sich rund 2.000 Euro darüber ein. Technischer und pekuniärer Gleichstand auf hohem Niveau, allerdings auch in technischer Hinsicht. High-End Produkte, die sich mit den Besten der Besten matchen und in diesem Umfeld dann auch finanziell gesehen sehr konkurrenzfähig dastehen. Punktum.



Start Alfa Romeo Giulia
Mein erstes gefahrenes Modell ist die Alfa Romeo Giulia Veloce 2.0 280PS ATX AWD. Auf die Ausstattung achte ich erst später, da der überflutete Red Bull Ring mir meine ganze Konzentration abverlangt. Die Sitzposition ist für mich perfekt, tief im Wagen eingebettet, das Lenkrad variabel nahe am Körper, genug Platz zur Pedalerie. Man verschmilzt mit dem Fahrzeug, dein Popo wird zum feinen Sensorium für die kleinste Bewegung des Hecks, dem trotz Allradantriebs immer noch eine gewisse Bewegungsfreiheit gegönnt wird. Langsam durch die Pitlane, Vollgas auf dem Kurs. Trotz der triefend nassen Fahrbahn volle Traktion für die 280 Pferde und 400Nm Dreh Drehmoment.



Der Motor ist eine sanfte, aber druckvolle Freude, beeindruckend vor allem aber der hecklastig ausgelegte Allradantrieb, bei dem erst bei drohendem Traktionsverlust die Vorderräder ihre Antriebsfunktion wahrnehmen. 10° Außentemperatur und strömender Regen reichen nicht, um die Giulia nur irgendwie zu beeindrucken. Wie auf Schienen beschleunigt sie brachial aus den Kurven des kleinen Kurses auf dem Red Bull Ring, lenkt entzückend grazil ein und folgt jedem Gedanken des Fahrers. Genau das macht für mich eine Sportlimosine aus, genau deshalb kauft man bei Alfa Romeo. Und genau hier macht sich der Leichtbau bezahlt. All das Alu, all die gesparten Kilos wiegen sich in Fahrfreude auf, im perfekt balancierten Handling der Giulia, die in 5.2 Sekunden auf 100 sprintet und 240km/h erreichen soll. Eine Sportlimosine der Extraklasse, Liebe auf den ersten Blick.

Fahrerwechsel Alfa Romeo Stelvio
Fahrerwechsel. Vom intimen Appartement in die wohlige Berghütte. Alles ist luftiger und üppiger. Hoch sitzt man am Stilfser Joch, ein hervorragender Überblick über die Täler und Flüsse, vor allem die über den Red Bull Ring. Der Stelvio ist bei gleicher Basis ein gänzlich anderes Fahrzeug. Man fühlt das Volumen, vielleicht ist man sogar ein wenig von der Umwelt entkoppelt, letztendlich das klassische SUV-Feeling. Glanz und Gloria, Saft und Kraft.

Objektiv ist der Stelvio aber nur minimal schwerer als die Giulia und wird vom gleichen 280PS Kraftpaket mit 8 Stufen Automatik und Allrad-Antrieb vorangetrieben. Selbst bei der Beschleunigung auf 100km/h ist der Unterschied von 0,4 Sekunden gering und 230km/h Topspeed sollten auch für die deutsche Autobahn reichen. Auch auf dem Ring sind dann die Unterschiede geringer als angenommen oder befürchtet. Die selbe kraftvolle Beschleunigung, die formidable break-by-wire Bremsanlage, das hervorragende Alu-Fahrwerk, das Komfort und Sportlichkeit perfekt verbindet.



Einzig die Giermomente der höher bauenden Karosserie und das Einlenkverhalten unterscheiden sich subjektiv gesehen stark.

Das Fazit
Am Ende kommt es dann natürlich zur klassischen Frage, welcher mir denn besser gefallen hätte, welches der beiden Fahrzeuge meine persönliche Wahl wäre. Impulsiv gesagt die Giulia, die ich als sportlicheres Fahrzeug sehe. Feinfühlige Reaktionen, perfekte Balance und das besagte Einlenkverhalten machen für mich den Unterschied.

Doch wenn ich an den Skiurlaub denke, die Großeinkäufe und Kindertransporte, ja dann komme ich ins Schwanken. Verbindet nicht gerade der Stelvio das Beste aus zwei Welten? Das Volumen und die Spritzigkeit?

Letztlich bleibt es eine Geschmacksfrage und vor allem eine Frage des Einsatzwecks, ob die Wahl auf den Stelvio oder die Giulia fällt. Empfehlenswerte High-End Fahrzeuge, die keinen Vergleich scheuen müssen, sind sie jedenfalls beide. Lang lebe Alfa Romeo!


Fotokredit
Georg Krewenka


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Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.