Buchvorstellung: Elisabeth Tschernitz-Berger Genießen im Karst

Autor: Martin Martschnig am 10.03.2017

Elisabeth Tschernitz-Berger - Genießen im Karst
KARSTISCHE FORTFÜHRUNG EINES ERFOLGSREZEPTES

Karstjause


Die Nachricht über diese Buch-Neuerscheinung "traf" mich gleich doppelt im besten Sinne. Als großer Friaul-Fan freut mich die ins Zentrum des Interesses geholte, ansonsten eher als Randerscheinung betrachtete Karstregion. Zudem trug die Autorin in ihrer Tätigkeit als Wirtschaftsredakteurin für die Kleine Zeitung zur zeitungshaften Sozialisierung meiner späten Jugend in Kärnten bei, mir das tägliche Zeitungsstudium schmackhaft machte. Doch zurück zum Buch.

Elisabeth Tschernitz-Berger, die seit ein paar Jahren ein kleines Domizil vor Ort "belebt", begibt sich auf eine genüssliche, zuweilen geschichtlich unterlegte, Reise vom Isonzo bei Gradisca bis nach Muggia. Dabei verlässt sie sich layoutmäßig auf eine Seitenrezeptur, die schon bei den Büchern von Silvia Trippolt-Maderbacher bestsellerhaft funktiionierte, man erinnere sich an "Genießen in Friaul" (2013) - eine Vorlage und doch auch Verpflichtung einem Format gegenüber.

Buffet da Pepi in Triest

Wie es sich für eine Journalistin gehört (eine Profession, die keinen Ruhestand kennt), ergänzt Sie diese Grundidee mit neu gedachten Informationsrubriken und quer gedachten Einschüben. So gibt es noch vor der Präsentation der ersten Genussadresse ein Glossar mit den wichtigsten Speisen in Sachen Fisch, Fleisch und Kochtradition der Gegend. Ein kleines, wörterbüchlichliches Helferlein, das vor Ort von großem Nutzen sein kann - bin ich mir doch sicher, dass dieses Buch schon bald in so mancher Mittelkonsole österreichischer, gen Süden reisender Personenkraftwagen zu finden sein wird. 

Derart ausgerüstet kann es mit ersten Genussstätten in Gradisca d`Isonzo losgehen. Da ich in der zweiten Märzhälfte bei Partnern für meine Genussreisen vor Ort war, unterzog ich das Werk gleich einem "Härtetest" und besuchte ein paar mir bei der ersten Lektüre ins Interesse gerufene Adressen. So z.B. das Hotel Pahor, das auf Seite 29 in einem zweiseitigen Portrait vorgestellt wird. Womit wir bei den oben erwähnten Einschüben wären. Die Autorin unterbricht mit Portraits und Geschichten aus dem Karst gekonnt die Präsentation von Osterie, Trattorie und Ristoranti. Das Hotel Pahor ist ja nicht nur ein Hotel (ein sehr schönes, sei hier kurz erwähnt), sondern auch ein familiengeführtes Restaurant mit hohen Qualitäten im Fisch- und Fleischbereich und zudem Kleinstproduzent des Karstschinkens, der in der ehemaligen Osmiza der Familie seinen Reiferaum bezogen hat.

Pahor - Hotel, Trattoria und Prosciuttoerzeuger

Es sind diese Portraits, die dieses Buch für mich zu einem besonderen Vergnügen machen. Sie zeigen die Vielseitigkeit der Karstbewohner auf, die aus dem kargen Boden, der winterlichen Bora und den unglaublichen Sonnenuntergängen im Golf von Triest eine ganz eigene Welt erschaffen. Sei es der Olivenbauer Nevo Radovic, der Muschelfischer Fabrizio, die Padrona der Fischer Eliana Minca oder der über die Grenzen hinaus bekannte Topwinzer Sandi Skerk - sie alle sind Zutaten einer noch zu kreirenden Trademark.

Nicht fehlen dürfen die kulinarischen Querverweise auf Österreich und Slowenien, die die Küche von jeher prägten. Genau diese Vielseitigkeit macht wohl den besonderen Reiz dieses Landstrichs mit Meeresanbindung aus. Eine Vielseitigkeit, die mich überzeugte, in Kürze eine eigene Genussreiseidee mit 100% Karst am Teller bei meinen maßgeschneiderten Reisen für Individualisten vorzustellen. Die führt Sie dann u.a. zu einer kleinen Käserei, die einen Teil ihrer Käseproduktion über Monate zum Reifeprozess in Karsthöhlen verlagert. Oder zu Fischlokalen mir Meerblick und Landgasthäusern in wunderbar entlegenen Tälern. So wurde mir die Autorin also nach über 30 Jahren zum zweiten Mal Inspiration.

Elisbeth Tschernitz Berger und Franz Mlinar

Den Abschluss des Buches macht ein weiteres Glossar, das in bester Nick-Hornby-Manier (man erinnere sich an die Toplisten in High fidelity) "Die besten Fünf" in verschiedensten Kategorien von Unterkünften über Lebensmittelproduzenten, Gaststätten und typischen Speisen bis hin zu Festen und Veranstaltungen vorstellt.

Mein Fazit: Ein äußerst gelungenes Buch. Waren Silvia Trippolt-Maderbacher mit ihrem Mann und Topkoch in der Beschreibung der Lokalitäten bzw. des Speiseangebotes im oben erwähnten Buch unschlagbar, so spielt Elisabeth Terschnitz-Berger mit ihrem Franz Mlinar die journalistisch durchdachte Trumpfkarte in informativ durchdachten Zügen. Mir gefällt beiderlei und noch mehr der Gedanke an meine nächste Karstpartie ...


Genießen im Karst Elisabeth Tschernitz BergerGenießen im Karst  
Das Beste der italienisch-slowenischen Grenzregion
von Elisabeth Tschernitz-Berger 

Styria Verlag
192 Seiten, Hardcover
Preis: € 24,90
Erscheinungstermin: 20.2.2017


Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder 
online beim Verlag


Fotoquellen und -rechte:

Styria Verlag
Karlheinz Fessl

 

 

 

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Roland Graf im Blog auf italissimo- Bustine del bacco

Bustine di bacco

„Bustine di Minerva" hieß Umberto Ecos langjährige Kolumne und frech strich Roland Graf die Göttin des Herdes und ersetzte sie für die neue „italissimo"-Kolumne durch den Gott des Rausches. 

Der Autor (im Bild von Ch. Barz vor den besagten Bustine abgelichtet) sagt damit gleich auch etwas über sich: Er ist studierter Philosoph und Philologe (daher die Eco-Hommage!), vor allem aber Reisender in Sachen Getränken. 

Stand zu Beginn vor allem die Berichterstattung über Winzer im Mittelpunkt, erweiterte sich der Schwerpunkt seiner Artikel - in „Mixology", „Cigar Journal", der ÖGZ sowie dem FALSTAFF - auf die Themen Bier, Spirituosen und Bars. 

Nachzulesen, neben dem Italien-Blog Ihres Vertrauens, ist das auch alle zwei Tage aktualisiert unter www.trinkprotokoll.at.

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Mipiace.at Christoph Cecerle

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Christoph Cecerle macht vor keinem fahrbaren Untersatz halt und hält sich dabei ausnahmslos an italienische Fabrikate. Ob im Rennsportsitz eines Abarth, auf dem Sattel einer Moto Guzzi oder Vespa oder verdecklos im Cinquecento, der Mann testet alles, war zwei bis vier Räder hat.

Seine Testberichte sind derart genussvoll, daß ich nicht anders konnte, als ihn auf italissimo.at einzuladen. Wer mehr von ihm lesen will, dem sei sein Blog mipiace.at ans Herz gelegt, wo es auch schon einmal um Mode und Genuss im engeren Sinne gehen kann.