Unterwegs in Umbrien
VON THERMEN, TRÜFFEL & GENUSSHANDWERKERN
So ein Workshop für Touristiker wie der TTG in Rimini hat Folgen. Folgt man nämlich den dort ergatterten Empfehlungen, so verfolgt man bald den Wunsch der nächsten Italientour alias Location-Check. Umgesetzt habe ich dieses Mal eine Tour durch Umbrien, wo ich gemeinsam mit Fabio Pittella (einen äußerst amüsanten Genussguide der Region, siehe Bild oben) Genusshandwerkern einen feinköstlichen Besuch abstattete bzw. Unterkünfte für unser Programm auf Herz und Nieren oder vielmehr Duschkopf und Frühstücksbuffet überprüfte.
Vor unserem Treffen in Perugia zog es mich erstmals nach Gubbio, wo ich mir auf Geheiß ein Thermenhotel (Park Hotel Ai Cappuccini) mit hervorragender Küche zu Gemüte führen sollte. Überzeugten mich die Zimmer nicht allesamt (es zahlt sich wählerisch zu sein ...), so waren die Ausmaße des Spa beindruckend. Womit man schon ins Grübeln kommt und sich Wellness in Umbrien als Reiseangebot ein wenig nach vorne spielt. Ist ja schließlich auch ein Genuss, wie das Abendessen das folgte und mich wahrlich überwältigte.
Das nahe Aqualagna lässt grüßen und zwar mit reichlich Trüffel. Da wird ein Menü aufgefahren, das in seiner kulinarisch qualitativen Ernsthaftigkeit ein genussvoll zufriedenes Lächeln auf des Testers Gemüt zaubert. So unterliegen Eierspeis', hausgemachte Pasta und eine erstaunliche Tagliata (von selbst gezüchteten Rindern) freizügig dem Trüffeldiktat, traumhaft kalorienreich oder kalorienreich aber traumhaft oder ...
Die (kulinarischen) Erlebnisse der nächsten Tage kann man nur als Einladung zu einer Entdeckungsreise verstehen. Anders als in den für Genussreisen international bereits mehr als etablierten Regionen wie der Toskana, nimmt sich hier der besuchte Produzent noch Zeit und gibt so Einblicke in Traditionen, die sehr oft mit modernsten Verfahren eine Veredelung erfahren. Man nehme den Biermacher Giovanni Rudolfo (im Bild bei der Verkostung), der in einem ehemaligen Kloster im Nirgendwo Umbriens unglaubliche Birre produziert und so nebenbei aus dem alten Gemäuer ein Relais für Ruhesuchende zaubert.
Zwischen den Mahlzeiten konzentrieren wir uns auf Kultur (kennen Sie das kleinste Theater Italiens mit 3 Rängen und nur 99 Sitzplätzen?) und natürlich der Auswahl unserer Unterkünfte. Dabei stösst man in Umbrien wiederholt auf Thermenhotels. Ein Prachtexemplar in reisestrategisch genialer Lage war dabei das Borgobrufa Spa Resort bei Torgiano. Mitten in einer Weingegend, ja sogar im Weinberg gelegen zeichnet sich dies Wohlfühlresort durch Großzügigkeit aus. Sei es bei den Zimmern, dem Spabereich oder der Küche - womit ich zum wiederholten Male ins Schwanken komme und eines dieser Hotels ernsthaft als Basisstation für meine Genussreisen andenke - Fabio grübelt mit.
Und das ist gut so, ist er doch schließlich derjenige, der meine Kunden künftig bei einem dieser Hotels abholen und zum Genuss in Umbrien führen wird (im Bild oben Fischfang aus dem Lago Trasimeno). Womit wir wieder im Thema und auf den Straßen quer diurch Umbrien wären. Erfreulicherweise ging es derart erfreulich weiter. Winzer, Käsemacher, Olivenölproduzenten, Rinderzüchter und Köche, die allesamt in ihre Region, das grüne Herz Italiens einladen, eine kulinarische Visitenkarte der mundenden Art abliefern.
Bei einem dieser Winzer wurden dann auch Nägel mit Köpfen gemacht, zumal sein Agriturismo unweit von Todi mein Herz sofort gewann. Die Mischung aus Panoramalage mitten im Weinberg, der Harmonie aus alter und neuer Architektur, einem Restaurant im Haus und den Pool zwecks Relax vor ebendiesen überzeugten. Das im Keller noch ein kleines Spa versteckt ist macht Roccafiore noch kompletter.
Es würde den Rahmen dieses Blogbeitrages sprengen auch noch über unsere Tischrunden in Perugia & Co zu berichten, doch sei verraten, das Fabio slowfoodisch durch diese Region zu führen weiß. Darunter ein fast schon legendäres Abendessen mit Natural Wines Begleitung, das an Skurriliät kaum zu überbieten war, mehr sei nicht verraten - aber buchbar! Ach ja, am Weg Richtung Norden sorgte der Besuch bei einem kleinen Schokoladeproduzenten für einen dolci-vita-haften Abschluss, was wohl einen weiteren Besuch zur Folge haben wird, der Nase nach dem Bauchgefühl folgend ...