Ome - Al Rocol
MAMMA KOCHT AM LIEBSTEN AM OFFENEN FEUER
Für meine Suche nach neuen Partnern für Genussreisen in der Lombardei wurde mir Al Rocol ans Herz gelegt. Das aus diesem Tipp ein äußerst herzlicher Abend wurde, sei eingangs verraten und sogleich ausführlich erklärt. Nach einem Grüß-Gott-Franciacorta "Ca del Luf" mit Gianluigi, Salame und Formaggio aus der Gegend, schnell das Gepäck ins Zimmer und zurück in die gute Stube, wo bereits die Frage der Antipasti zur Diskussion steht.
In diesem Hause sorgt keine Speisekarte für Verwirrung, keine Aufzählung von halbherzigen Möglichkeiten, hier wird noch aus- bzw. angesprochen was in Kürze den Weg zum Tisch findet - wohliges Knistern im Kamin der Gaststube inklusive.
Die erste Wahl des Abends fiel auf die Polentaschnitte, die mit einem kräftigen aber im Geschmack nichts desto trotz milden Gorgonzola bedeckt daherkam. Begleitet von über dem offenen Feuer "behandelten" Brot mit leichten Feueraromen, die sich auf ein Spiel mit dem zartschmelzenden Lardo wilderer Natur einließen. Leicht beträufelt mit dem eigenen Honig eine runde Sache, vom Curtefranca Bianco gar gekonnt inszentiertes Intro. Eines wird damit klar, das Leben wird auf diesem Stück Erde nicht verkompliziert. Dies spiegelt sich beim Empfang, in den Zimmern und auch in der Küche wieder. Die Geschichte so zu gestalten gelingt wohl eher einer Familie, wo Firlefanz ohnehin nur zu Unruhe führt. Kurzum: Wohnzimmeratmosphäre mit Franciacorta im Glas.
Der Primo kommt in Form eines Risotto ai funghi porcini. Endlich wird einmal nicht an der Waldbodenfrucht gespart! Da öffnen sich herbstliche Geschmacksknospen auf körnig gekochtem Risottokern. Damit bin ich kulinarisch endgültig in der Lombardei angekommen. Mit dem Borbone gesellen sich 60% Cabernet und 40% Merlot im jungen Format ins Glas an meinem Tisch. Die Üppigkeit dieser Primo-Herbstkombi lässt mich kurz über das Auslassen des Secondo nachdenken, kurz, wie gesagt.
Die Verlockung, die Spezialität des Hauses zu kosten, war zu groß. Die Mamma, stets zu finden am offenen Feuer im Außenbereich des Küchentrakts, ist für ihre Tagliata di cavallo bekannt. Nur eine kleine Insalatina darf sie begleiten und ein Glas Roncat, die Riserva des Hauses. Unglaublich zartes Huftier, mit einem Hauch Zitrone benetzt, eine Wucht und DIE Überraschung des Abends. Das soll jetzt den abschließenden Genuss der Torta di mandorla e farina gialla mit dem fruchtbetonten Moscato des Hauses nicht schmälern ...
Ich weiß nicht, ob man das Wort Schlusssatz tatsächlich oder vielmehr ursächlich mit drei s schreibt, aber: Von wegen Krise in Italien, die gute Stube ist voll, ein guter, bodenständiger Einstieg in diese Erkundungsreise durch drei Regionen gelungen.
Aus diesem interessanten, phiosophisch angehauchten Schlusssatz wurde übrigens ein neues Programm für eine Genussreise in die Lombardei für Zwei (oder ein paar Freunde), die neben Al Rocol noch zu weiteren Genussplätzen in der Umgebung führt.
Getestet in der ersten Oktoberwoche 2014
Infos zur Genussreise in die Lombardei